Fakten und Zeitangaben zur
menschlichen Entwicklung
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Stadium 16* (Auge pigmentiert), 37. - 40. Tag, Scheitel-Steiß-Länge des Embryos: 9,5 - 10,9 mm
Tag 37 (2. Monat, 6. Woche), Scheitel-Steiß Länge des Embryos: ca. 9,5 mm
Auf dem Wege über die innere Wand des Augenbecherstiels wachsen aus der Netzhaut (Retina) die Nervenzellfortsätze (Axone) des Sehnerven (Nervus opticus = II. Hirnnerv) in Richtung Gehirn vor. In der vorderen (rostralen) Wand des dritten Ventrikels bilden sie die Sehnervenkreuzung, das Chiasma opticum aus. Die Anlage der Augenlider (Palpebrae) ist erkennbar. Das Mesenchym um den Augenbecher hat sich verdichtet und bildet die Lederhaut des Augapfels (Sklera) aus. Im vorderen Teil, d.h. vor der vorderen nun vor der gesamten Linse (Lens oculi) liegenden Augenkammer (Camera anterior oculi), lagert sich die Sklera hinter dem Mesenchym und Ektoderm an, woraus sich im Folgenden die Hornhaut (Cornea) entwickeln wird. Aus dem Oberflächenektoderm entsteht dabei das mehrschichtig unverhornte Plattenepithel, aus dem Mesenchym und der Fortsetzung der Sklera die Bowman’sche Membran, die Substantia propria, die Descement’sche Membran und das hintere Hornhautendothel. Das hinter der vorderen Augenkammer verbleibende Mesenchym wird zur Pupillarmembran und enthält Gefäße, die den vorderen Abschnitt der vom kubischen Linsenepitel bedeckten Vorderseite der Augenlinse versorgen. Die Zellen der hinteren Augenlinse werden extrem hochprismatisch, d.h. säulenförmig. Ihre Kerne und Zellorganellen lösen sich mehr und mehr auf, so daß die Zellen schließlich nur noch feine durchsichtige Filamente enthalten und sich so verändern, daß man sie als primäre Linsenfasern bezeichnet. Sie dehnen sich während dieses noch einige Zeit fortdauernden Prozesses mehr und mehr nach vorne in den Hohlraum des Linsenbläschens aus, den sie schließlich durch Verbindung mit den vorderen Epithelzellen aufbrauchen. Außen um die Linse ist eine gefäßreiche Kapsel entstanden, die aus den Hyaloideagefäßen versorgt wird und sich vorne Pupillarmembran nennt.
Die Riechplakode (Placoda olfactoria) hat sich zur Riechgrube (Fovea olfactoria) zwischen mittlerem (medialem) und seitlichem (lateralem) Nasenwulst eingesenkt. Die hier gelegenen noch unreifen Riechzellen entsenden schon Fortsätze in Richtung des vorderen basalen Großhirns (Telencephalons), wo sie die Bildung des Riechkolbens (Bulbus olfactorius) induzieren. Die Summe dieser Fortsätze wird als erster Hirnnerv = Nervus olfactorius zusammengefaßt. Die einzelnen Riechfasern heißen Fila olfactoria.
An den beiden Ohrbläschen (= Labyrinthbläschen = Vesiculae oticae) entsteht hinten (dorsal) und in der Mitte (medial) je eine kleine Ausstülpung (Divertikel). Dabei handelt es sich um die Anlagen des Endolymphgangs und -sackes (Ductus et Saccus endolymphaticus). Die Ohrbläschen liegen jetzt angelagert an die aus der Neuralleiste stammenden Ganglien des VIII. Hirnnerven: Ganglion vestibulare und –cochleae, aus denen erste Nervenfasern ins Innere vorwachsen. Man kann im Ohrenbläschen schon die Anlagen des vorderen (ventralen) Saccus cochlearis, der auch als sacculärer Teil bezeichnet wird, und des hinteren (dorsalen) Saccus vestibularis, welcher auch utriculärer Teil genannt wird, erkennen.
Die Rathkesche Tasche hat ihre Verbindung zum Rachendach, aus dem sie hervorging, verloren und nun den Vorderlappen der Hypophyse (Adenohypophyse = Lobus anterior hypophysis) sowie deren Zwischenlappen (Pars intermedia hypophysis) gebildet, während der Hinterlappen aus dem Neurohypophysenbläschen des Zwischenhirns (Diencephalon) hervorging. Erst in der 11. Woche wird die um den Hypophysenstiel (Infundibulum) gelegene Pars tuberalis entstehen und damit die Hypophyse vollständig angelegt sein.
Ellenbogen und Handgelenksregionen werden deutlicher sichtbar. Der Herzbeutel mit seinem Hohlraum, der Perikardhöhle wird allmählich durch das Vorwachsen der rechten und linken pleuroperikardialen Membran zur Mitte hin von den beiden Pleurahöhlen getrennt. In jeder pleuroperikardialen Membran liegt jeweils eine Kardinalvene, die sich dadurch von der Leibeswand in Richtung Mediastinum verlagert. Die Kardinalvenen führen das Blut des primitiven Venensystems in die venöse Pforte, den Sinus venosus, des embryonalen Herzschlauches.
Die erste und zweite Kiemenbogenarterie sind schon rückgebildet, während die 3., 4. und 6. noch deutlich erkennbar sind. Aus dem Anfangsteil (proximalen Abschnitt) der 3. Kiemenbogenarterie bildet sich die Halsschlagader (Arteria carotis communis), aus dem hinteren Teil (distalen Abschnitt), der in die Hauptschlagader (Aorta dorsalis) übergeht, die innere Halsschlagader (Arteria carotis interna). Die 4. Kiemenbogenarterie, deren Anfangsteil aus der Bauchschlagader (Aorta ventralis) hervorgeht und deren hinterer Teil in die dorsale Aorta übergeht, wird links zum Hauptschlagaderbogen (Arcus aortae) und bleibt so vollständig erhalten. Auf der rechten Seite bildet sie den Anfangsteil der Schlüsselbeinarterie (Arteria subclavia), deren distaler Abschnitt aus der 7. Segmentarterie hervorgeht. Links entsteht die Arteria subclavia ganz aus der 7. Segmentarterie. Durch unterschiedlich schnelles Wachstum verschiebt sich im Folgenden der Abgang der linken Arteria subclavia soweit nach oben (cranial), daß er nahe der linken Arteria carotis communis zu liegen kommt. Die 5. Kiemenbogenarterie wird gar nicht oder nur sehr kurzfristig angelegt, um wieder komplett resorbiert zu werden. Die 6. Kiemenbogenarterie setzt sich linksseitig als Lungenschlagaderstamm (Truncus pulmonalis) und weiter distal als Ductus arteriosus Botalli in die dorsale Aorta fort und bildet damit einen wichtigen Kurzschluß für das verbrauchte Blut aus der rechten Herzkammer (Ventriculus dexter), das so größtenteils gar nicht in die Lungen fließt. Rechts bleibt der Anfangsteil der Lungenschlagader (Arteria pulmonalis) als einziger Rest der 6. Kiemenbogenarterie erhalten. Der inzwischen ausgewachsene rückläufige Kehlkopfnerv (Nervus laryngeus recurrens) verläuft als 6. Kiemenbogennerv beiderseits um die 6. Kiemenbogenarterie herum, um den Kehlkopf von unten zu erreichen. Durch die rechtsseitige Rückbildung (Degeneration) der 6. und 5. Kiemenbogenarterie kann er sich hier im Zuge der weiteren Entwicklung nach oben (cranial) verlagern und letztlich um die rechte Schlüsselbeinschlagader (Arteria subclavia dextra) schlingen, während er links von Ductus Botalli und dem Aortenbogen daran gehindert wird, also später wesentlich weiter unten im Mittelraum der Brusthöhle, dem Mediastinum zu finden ist, als auf der linken Seite.
In der Leber (Hepar), die sich massiv vergrößert hat, beginnt nun die Blutbildung, wodurch diese ein hellrotes Aussehen erhält und sich noch wesentlich weiter vergrößert.
In der Beinknospe sind knorpelige Vorstufen folgender Knochen zu erkennen: kleine Knorpelanlagen von Darmbein (Os ilium), Schambein (Os pubis), Schienbein (Tibia), Wadenbein (Fibula), und 4 Knorpel in der Fußplatte, die größte Knorpelanlage ist die des Oberschenkelknochens (Femur).


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* Stadieneinteilung nach Carnegie