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Editor:
Dr. med.
H. Jastrow


Nutzungs-
bedingungen
Stützgewebe (Textus sustinentes):
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hyaliner Knorpel:
Chondrozyt (Mensch)
idem, Rippe, Chon-
drozyt 2 (Mensch)
Rippenknorpel Chon-
drozyt 3 (Mensch)
Rippenknorpel Chon-
drozyt 4 (Mensch)
Rippenknorpel Chon-
drozyt 5 (Mensch)
Rippenknorpel Chon-
drozyt 6 (Mensch)
Rippenknorpel Chon-
drozyt 7 (Mensch)
Rippenknorpel Chon-
drozyt 8 (Mensch)
hyaliner Knorpel: Chondrozyt
Rippe 9 (Mensch)
hyaliner Knorpel: Chondro-
blast Nasenseptum (Ratte)
elastischer Knorpel:
Chondron (Affe)
elastischer Knorpel:
Chondrozyt (Affe)
Chondrozyt eines
Menikus (Mensch)
Bildung von Osteoid im
Knochengewebe (Affe)
Knochen: Osteozyt
(Ratte)

Als Stützgewebe (Terminologia histologica: Textus sustinentes; englisch: supporting tissues) faßt man Gewebe zusammen, die besonders unempfindlich für Druck sind und "tragende Funktion" haben. Dabei handelt es sich um folgende
Stützgewebsarten:
1. Knorpelgewebe (Terminologia histologica: Textus cartilagineus; englisch: cartilage tissue)
Knorpelarten
Knorpelgewebe ist überall dort vorhanden, wo mäßige Verformbarkeit und auch Stabilität erforderlich sind. Folgende Knorpelarten werden unterschieden: elastischer Knorpel (Terminologia histologica: Cartilago elastica; englisch: elastic cartilage), der reversibel verformbar ist, Faserknorpel (Terminologia histologica: Cartilago fibrosa; englisch: fibrous cartilage, fibrocartilage), der besonders druckstabil ist aber auch für Zug- und Scherkräfte unempfindlich ist und hyaliner Knorpel (Terminologia histologica: Cartilago hyalina; englisch: hyaline cartilage), der federnd Druckkräfte abfangen kann oder als Vorstufe für Knochengewebe angelegt wird. Mit zunehmendem Alter kann der hyaline Knorpel Kalk einlagern und sich dabei in Kalkknorpel umwandeln (Terminologia histologica: Cartilago hyalina calcificata; englisch: calcified hyaline cartilage). Bei einigen Tieren kommt noch sogenannter Chondroidknorpel vor.
Allgemeiner Aufbau
Die folgenden Grundelemente sind in allen Knorpelarten zu finden, ihre genaue Ausdifferenzierung ist jedoch in den verschiedenen Knorpelarten unterschiedlich. Die einzigen im normalen Knorpelgewebe vorkommenden Zellen sind stoffwechselaktive Chondroblasten (Terminologia histologica: Chondroblasti; englisch: chondroblasts) oder kaum aktive Chondrozyten (Terminologia histologica: Chondrocyti; englisch: chondrocytes). Chondroblasten kommen in größerer Zahl nur bei der
Entstehung des Knorpelgewebes (Terminologia histologica: Chondrohistogenesis; englisch: chondrogenesis) in der Embryonalzeit vor, wenn sich ab der 5. Woche Gruppen benachbarter Mesenchymzellen zu Chondroblasten umwandeln. Die dabei erkennbare lokale Verdichtung des Mesenchymgewebes wird als Knorpelblastembildung bezeichnet. Beim interstitiellen Wachstum des Knorpels während der frühen Knorpelbildung und im Bereich der später verknöchernden knorpeligen Wachstumsplatten vieler Knochen bilden die Chondroblasten Knorpelmatrix (Terminologia histologica: Matrix cartilaginea; englisch: cartilage matrix) wodurch sie auseinanderweichen und immer weniger Nährstoffe erhalten, da Knorpel nur über Diffusion ernährt wird. Dadurch werden die Zellen immer weniger stoffwechselaktiv und zu Chondrozyten, die nicht mehr zur Zellteilung fähig sind. Dabei bleiben am Ende die Tochterzellen, die aus einer Ursprungszelle hervorgingen nebeneinander nur durch dünne Bereiche der perizellulären und territorialen Matrix (von den Zellen gebildete Interzellularsubstanz ) getrennt liegen.
Solche Zellansammlungen, die von einer gemeinsamen aus extrazellular Matrix gebildeten sogenannten interterritorialen Substanz (die neben der Grundsubstanz größere Kollagenfibrillenbündel, bei elastischem Knorpel auch viele elastische Fasern enthält; Terminologia histologica: Matrix interterritorialis; englisch: interterritorial matrix) umgeben sind, werden als isogene Gruppen (Terminologia histologica: Aggregatio chondrocytorum, Aggregatio isogenica; englisch: chondrocyte aggregate, isogenous aggregate) bezeichnet. Dabei kann die Aneinanderlagerung in Längsrichtung aneinander erfolgen (Terminologia histologica: Aggregatio axialis; englisch: axial aggregate) oder in rundlich-kugeliger Form (Terminologia histologica: Aggregatio coronaria; englisch: coronary aggregate) stattfinden. Die funktionelle Grundeinheit des Knorpels ist das Chondron (Terminologia histologica: Chondron; englisch: chondron) welches sich aus einer Knorpelzelle oder einer isogenen Gruppe besteht. Zusammen mit dem sie umgebenden Matrixsaum, dem Knorpelhof bildet jedes Chondron ein Territorium. Als Knorpelhöhle (Terminologia histologica: Lacuna cartilaginea; englisch: cartilage lacuna) bezeichnet man den von einem Chondrozyten mit seinem Zytoplasma eingenommenen Hohlraum ohne die umgebende Matrix.
Am Rand des Knorpelgewebes und nur während der Verknöcherung von Knorpel häufiger vorkommend, sind noch die die Knorpelsubstanz abbauenden Chondroklasten (Terminologia histologica: Chondroclasti; englisch: chondroclasts) zu nennen, die verschiedene, die Knorpelmatrix auflösende Stoffe abgeben. Diese Zellen können aber auch Knochen abbauen und sind daher (auch morphologisch) mit den Osteoklasten identisch. Während im äußeren Bereich von Knorpel noch einige Chondroblasten zu sehen sind, kommen im Inneren des Knorpels wegen der durch lange Diffusionsstrecken nur trägen Stoffwechsellage der Zellen nur Chondrozyten vor. Im Knorpelgewebe selbst kommen unter normalen Bedingungen weder Blutgefäße noch Nervenfasern vor. Letztere enden in der
Knorpelhaut (Terminologia histologica: Perichondrium; englisch: perichondrium). Diese besteht außen aus einer derben faserreichen Schicht (Terminologia histologica: Stratum fibrosum; englisch: fibrous layer), die straffes Bindegewebe darstellt und neben wenigen Fibroblasten überwiegend lange dünne Fibrozyten enthält. Sie dient dazu für den Knorpel selbst schädliche Zugkräfte abzufangen. Darunter direkt dem Knorpel anliegend befindet sich eine Schicht, die zur Knorpelbildung fähig ist und Stratum chondrogenicum  (Terminologia histologica: Stratum chondrogenicum; englisch: chondrogenic layer) genannt wird. Hier finden sich einige wenige undifferenzierte mesenchymale Stammzellen und Chondroblasten, die sich außen anlagern und für ein appositionelles Wachstum, d.h. Wachstum durch seitliche Anlagerung von neu gebildeter Matrix fähig sind. Bis zum Abschluß der Pubertät und dem dann endenden allgemeinen Körperwachstum werden dabei einige von ihnen zu jungen, kleinen, länglichen Chondrozyten und bei der Vergrößerung des Knorpels in dessen Außenbereich eingebaut. Beim Faserknorpel wird kein Perichondrium ausgebildet, da sich dieser direkt in das umgebende Bindegewebe fortsetzt, so strahlen z.B. Kollagenfaserbündel aus den über den Zwischenwirbelscheiben gelegenen Bändern direkt in den Faserknorpel ein, wodurch die beiden beteiligten Strukturen sehr stabil miteinander verbunden werden.
Knorpelmatrix (Terminologia histologica: Matrix cartilaginea; englisch: cartilage matrix)
Die als Knorpelmatrix bezeichnete Zwischenzellsubstanz (Interzellularsubstanz, die auch der Extrazellularsubstanz entspricht) ist aufgrund des hohen Gehaltes an Aggrecan (besonders in der Knorpelkapsel) basophil. Zwischen 70 bis 90% der Matrix bei hyalinem Knorpel bestehen aus Interzellularsubstanz (10 - 30 Volumenprozent der Matrix [V%M] sind organische Matrixmoleküle) an welche sehr viele Wassermoleküle (die restlichen 70 - 90 V%M) angelagert sind. Elektronenmikroskopisch finden sich hier auch nur wenige Nanometer durchmessende dichte Klümpchen, die als Matrixvesikel (Terminologia histologica: Vesiculae densae matricis; englisch: dense matrix vesicles, calcospherite) bezeichnet werden und aus winzigsten Kalkpartikeln und angelagerten Proteinen bestehen. Das Kollagen macht ca. 60% der organischen Matrixmoleküle aus, während ca. 30 % Proteoglykane und bis zu 10% Glykoproteine sind. Die Proteoglykane zu dem auch das Aggrecan gehört, werden oft bei der Herstellung von Präparaten im Bereich um die Zellen herum herausgelöst, wodurch artifizielle Spalträume entstehen. Da die im Knorpel vorhandenen Kollagenfasern einen ähnlichen Brechungsindex wie die Grundsubstanz besitzen sind sie lichtmikroskopisch im Normalfall nicht erkennbar. Dabei handelt es sich zu ~90% um Kollagen-2 außerdem noch Typ 9, 10 und 11 sowie im Gelenkknorpel Typ 6. Elastische Fibrillen bzw. Fasern liegen nur bei elastischen Knorpel im Bereich der Interterritorien vor. Wenn die Menge an gebildeter Grundsubstanz im Zuge der Alterung bei degenerierendem Knorpel abnimmt, können größere Kollagenfasern jedoch in Form von sogenannten "Asbestfasern" lichtmikroskopisch sichtbar werden. Die Knorpelmatrix kann man in folgende Bereiche untergliedern: Ganz innen, d.h. direkt um eine Knorpelzelle herum findet sich die bis 1 µm breite perizelluläre Matrix (Terminologia histologica: Condensatio pericellularis; englisch: pericellular condensation). Sie besteht größtenteils aus feinfilziger Grundsubstanz, zeigt nur ganz wenige Kollagenfibrillen Die perizelluläre Matrix endet an der festen Knorpelkapsel, die die Hülle der Knorpelhöhle darstellt. An der Kapsel beginnt die  territoriale Matrix (Terminologia histologica: Matrix territorialis; englisch: territorial matrix). Hier findet sich ein dichtes Netzwerk von Kollagenfibrillen welches aufgrund des hier besonders hohen Aggrecangehalts als basophiler Knorpelhof lichtmikroskopisch sichtbar wird.
Der Vollständigkeit halber sei noch Folgendes erwähnt: Knorpel-ähnliche Zellen (Terminologia histologica: Chondroidocyti; englisch: chondroidocytes) kommen im Chondroidknorpel, einem wie Knorpel aussehenden Gewebe (Terminologia histologica: Textus chondroideus; englisch: chondroid tissue) vor, daß hyalinem Knorpel ähnelt, sich aber mikroradiografisch und vom Kollagen 1 & 2 Gehalt davon unterscheidet. Es wurde in der Symphysenregion und der Unterkieferregion der Katze beschrieben. Seine Entstehung wird als Chondroidogenese (Terminologia histologica: Chondroidogenesis; englisch: chondroidogenesis) bezeichnet.
2. Knochengewebe (Terminologia histologica: Textus osseus; englisch: bone tissue)
detaillierte Informationen dazu hier.
3. Zahngewebe (fehlt in der Terminologia histologica, sollte: Textus dentalis; englisch: tooth tissue heißen)
detaillierte Informationen dazu hier.

--> andere Grundgewebsarten: Epithel, Muskelgewebe, Nervengewebe
--> amorphe Grundsubstanz; Kollagenfasern; elastischen Fasern; retikuläre Fasern
--> Bindegewebe, ortsständige Bindegewebszellen, freie Bindegewebszellen
--> Elektronenmikroskopischer Atlas Gesamtübersicht
--> Homepage des Workshops


Einige Abbildungen wurden freundlicherweise von Prof. H. Wartenberg zur Verfügung gestellt; übrige Abbildungen, Seite & Copyright H. Jastrow